Halloween Tour 2025
An einem kalten, bewölkten Morgen brach ich auf, um mir die Monster und Geister anzusehen, die jedes Jahr am 31. Oktober in den Vorgärten einiger Häuser ihr Unwesen treiben. Endlich war Halloween!
Aus den Lautsprechern dröhnte gerade Season of the Witch, als mich ein Skelett aus einem Sarg anlächelte, das offenbar bestens gelaunt war und in einem Vorgarten zwischen einigen Gräbern herumlungerte. Gegen ein Foto hatte es nichts einzuwenden, und so bekam ich mein erstes Bild des Tages, auf dem noch viele folgten.
In Peine angekommen, versuchte die weiße Dame mit den blauen Augen, mich zu erschrecken. Ein Gespräch kam allerdings nicht zustande, da sie die ganze Zeit schrie wie am Spieß. Die Halloween-Arbeiter waren da schon entspannter. Das mussten sie auch sein, da schon wieder ein Untoter versuchte, aus seinem Grab zu fliehen – vielleicht suchte er aber auch nur die Gesellschaft des Schädels, der dort schon so lange herumlag, dass er bereits mit Moos bewachsen war.
Ein paar Straßen weiter bemerkte ich, dass es sich eine Spinne an einem Haus gemütlich gemacht hatte. Gerade als ich sie fotografieren wollte, erschien die Bewohnerin am Fenster. Unser erster Kontakt verlief wortlos. Ein paar Gesten reichten aus.
Ich: „👉📷“
Sie: „👍“
Schließlich unterhielten wir uns dann aber doch noch etwas ausgiebiger. Sie erzählte mir, dass es eine Straße weiter ein Haus gibt, das ebenfalls regelmäßig von Geistern heimgesucht wird, und wir tauschten uns über unsere Erlebnisse mit ihnen aus. Auch hier bat man mich, die Adresse zu nennen, aber schusselig, wie ich nun mal bin, vergaß ich die Hausnummer. Verfehlen kann man dieses Haus an Halloween allerdings nicht, denn die geisterhafte Gesellschaft in der Duttenstedter Straße (ganz in der Nähe der Hans-Böckler-Straße) wird jedes Jahr etwas größer. Besonders am Abend lassen sich dort gerne ein paar Gestalten aus dem Jenseits nieder, um zu speisen oder Karten zu spielen.
Nachdem ich fast 100 Fotos gemacht hatte und so viele Wesen sah, die normalerweise nicht auf dieser Welt zu finden sind, fuhr ich erst mal nach Hause. Später würde ich aber wiederkommen, um mich vom Spuk selbst zu überzeugen. 👻
Gerade als der Mond aufging, fuhr ich mit frischem Akku und großer Neugier wieder los. Und was ich sah, war unglaublich. Selbst eine Katze wandelte wieder unter den Lebenden und versuchte, ein Vogelskelett zu fangen. Ob ein Vogelskelett wohl noch fliegen kann, so ganz ohne Federn? Na klar, eigentlich nicht – aber normalerweise flieht ein solches Skelett ja auch nicht mehr vor einem Katzen-Skelett. Vielleicht hatte die Hexe etwas damit zu tun, die lachend das Gebräu in ihrem Hexenkessel umrührte.
Im Schein der Kürbisse besuchte ich das erste Skelett, das ich schon am Morgen gesehen hatte. Es amüsierte sich prächtig in seinem Sarg, und auch das Gespenst, das ihm Gesellschaft leistete, hatte seinen Spaß.
Auf meinem zweiten Besuch in der Eixer Straße 16 in Abbensen war ich schon sehr neugierig. Wurden dort wirklich Menschen von Untoten über das Grundstück gejagt? Der Kopf des Kürbismanns glühte als Begrüßung zwischen den Büschen. Ich ging am Tod vorbei – wir kannten uns ja bereits. Er begrüßte alle Besucher mit einem gewissen Funkeln in den Augen, als wolle er ihnen sagen:
„Wir sehen uns bald wieder.“
Im Treppenhaus thronte wie immer das Händchen auf dem Bilderrahmen, der Wednesdays Foto hielt. In der ersten Etage erwartete mich das pure Grauen. Ich wurde nicht nur von zwei Monstern misstrauisch beäugt, auch die Hexe, die ein paar Meter weiter ihre schwarze Magie wirken ließ, gab mir zu denken. Ob sie mich wohl beim Vorbeigehen verflucht hatte? Fotografieren wollte ich sie gern, doch um Erlaubnis zu fragen, wagte ich nicht.
Ebenso ging es mir bei dem Vampir – oder besser: der Vampirin –, die mich in der nächsten Ecke erwartete. Sie schien nicht in der Stimmung für Besuch zu sein. Zumindest deutete ich ihr Fauchen so.
Vorbei an Leatherface, der gerade ein Kind in einen Schuppen lockte, ging es in den Garten des Anwesens. Der Vater des Kindes kommentierte das übrigens mit:
„Ja, ja, geh ruhig mit. Das ist bloß ein Kettensägen-Mörder.“
Sein Sohn nahm ihn beim Wort und erkundete zusammen mit Leatherface den Schuppen. Was sollte da schon passieren?!
Ich selbst war eher davon überrascht, dass sich ein paar Kannibalen einen saftigen Braten gegrillt hatten. Allerdings ergriffen sie angesichts der vielen Besucher, die sich selbst ein Bild des Spuks machen wollten, offenbar die Flucht. So ließen sie ihren Braten zurück. Dem Totenkopf nach zu urteilen, der noch in den glühenden Kohlen lag, hatten sie sich aber bereits zuvor satt gegessen.
In der Nähe des Grillplatzes befand sich ein Puppenfriedhof. Man glaubt kaum, wie laut es werden kann, wenn plötzlich Geister aus dem Nichts erscheinen und Kinder mit gruseligem Geschrei jagen. Sogar einige Erwachsene waren verängstigt. Ich blieb von ihnen allerdings verschont – was vielleicht auch daran lag, dass ich viele von ihnen freundlich grüßte und sowieso mit einem breiten Grinsen über das Anwesen ging. Muss eine Art nervöses Lächeln gewesen sein. 🤔
Der Puppenfriedhof war allerdings nicht das Ende. Ich entdeckte danach doch tatsächlich noch Draculas Grab und ein paar andere Grabsteine mit bekannten Namen. Der Ausgang des Friedhofs war dann aber doch recht ungewöhnlich. Jeder, der ihn verlassen wollte, musste durch einen schmalen Gang, der wohl schon seit Längerem nicht mehr geputzt worden war. Es hingen kopfgroße Spinnennester von der Decke. Auch einige Gebeine habe ich entdeckt, die der Totengräber wohl vergessen hatte zu vergraben. Insgesamt schien er keine besonders gute Arbeit zu leisten – guckten doch Arme und Beine aus den Gräbern heraus.
„Ich habe es geschafft“, dachte ich – doch das war noch nicht das Ende. Ein Monster empfahl mir, mich noch ins Gästebuch einzutragen. Das tat ich natürlich gern, nachdem ich ein kleines Trinkgeld dagelassen hatte – als Dankeschön, weil sie mich wieder gehen ließen. Kurz vor dem Ausgang erwartete mich noch ein Skelett, das mich keck angrinste und sich locker über ein Schild hing. Gerade als ich es fotografiert hatte, bemerkte ich, dass jemand – oder etwas – hinter mir stand und mir über die Schulter schaute. Das Monster sah für mich aus wie eine Mischung zwischen Freddy Krueger und Leatherface, aber es schien freundlich zu sein. Also zeigte ich ihm das gerade gemachte Foto. Seine Monster-Kollegen waren eher wortkarg, aber dieses Wesen neigte seinen Kopf näher zur Kamera und sprach:
„Hmm, kann nichts erkennen. Hab meine Brille nicht auf.“
„Ein nettes Monster“, dachte ich und verabschiedete mich vom Kürbismann sowie von der Vampirin auf der Straße, die dafür sorgte, dass niemand den Autos im Weg stand. Übrigens musste sie auch mich darauf hinweisen, zurück auf den Fußweg zu gehen, als ich ankam und auf der Straße stehen blieb, um den Kürbismann zu fotografieren. Ich hätte nicht gedacht, dass Vampire so fürsorglich sind.
Jetzt ging es aber weiter nach Peine – wie auch schon am Morgen. Der Killer-Clown sah in dem blutroten Licht noch unheimlicher aus. Ob er wohl ein Verwandter von Pennywise ist?
In Peine kreischte die weiße Dame immer noch, was das Zeug hielt. Aber in der Dunkelheit glitzerten ihre Augen besonders blau, während die Kinder sich an ihr vorbeischlichen, um doch noch die eine oder andere Süßigkeit zu ergattern. Auch das Skelett versuchte noch immer, aus seinem Grab zu fliehen. Ich vermute, es wartete nur darauf, dass das wachende Gespenst abgelenkt wurde, um seine Chance zu ergreifen.
Und tatsächlich – in der Duttenstedter Straße fand sich eine Gesellschaft zusammen, die ein gemütliches Essen unter Spinnenweben genoss. Die Bewohnerin des Hauses schien allerdings einen sehr harten Abend gehabt zu haben, denn ich kam nicht umhin, die Blutspritzer in ihrem Gesicht zu bemerken. Trotz allem verteilte sie aber weiterhin Süßigkeiten an alle Geister und Gespenster, die sie heimsuchten. Sogar nach diesem furchteinflößenden Abend hatte sie nichts dagegen, dass ich ihr von meinen Erlebnissen erzählte. Was für einen eisernen Willen diese Frau doch haben muss! Woher das Blut in ihrem Gesicht stammte, fragte ich allerdings nicht – vielleicht von einem zu neugierigen Fotografen.
Mein letztes Ziel war ein etwas abgelegeneres Haus. Als ich ankam, war der Spuk fast vorbei; nur ein kleines, freundliches Gespenst fotografierte ich noch, während ich mich länger mit den Heimgesuchten unterhielt. Sie erzählten mir, dass mindestens 100 Gespenster dort waren und sie sich schon Süßigkeiten von den Nachbarn leihen mussten, um nicht von einem Fluch getroffen zu werden.
Ich hatte an diesem Abend mehr Geister und Monster getroffen als Menschen. Also fuhr ich nach Hause, zündete meine Jack-o’-Lanterns an, backte ein Blech Pizza – und versuchte, bis zum Morgen durchzuhalten.
An alle Heimgesuchten
Vielen Dank, dass ihr mich eure geisterhaften Wesen aus dem Jenseits, Monster und Mörder fotografieren lassen habt.
Schreibt mir gerne eine E-Mail an info@flos-fototouren.de und erzählt mir, ob ihr eure Jack-o’-Lanterns schon weggeräumt habt oder ob für euch noch bis Totensonntag Halloween ist.
Auf Wunsch veröffentliche ich eure Antworten unter diesem Beitrag – schreibt dazu „veröffentlichen“ direkt in den Betreff der Mail.
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